QS1: Realer Bedarf
Das Engagement der Schülerinnen und Schüler nimmt ein reales Bedarf/ein reales Problem in ihrem Umfeld, der Stadt oder Gemeinde oder im Zusammenhang mit einem Unterrichtsthema auf.Das bedeutet: Die Schüler:innen recherchieren Bedürfnisse oder Herausforderungen ihres näheren oder weiteren Umfelds und lokalisieren reale Probleme. Aus den Ergebnissen entwickeln sie eine Projektidee. So finden sie eine sinnvolle und vom Umfeld gewünschte Aufgabe, die ihrem Alter und Entwicklungsstand entspricht.
Wichtig ist, dass das Engagement erreichbare und sichtbare Ergebnisse zeigt. Nur wenn die Schüler:innen etwas Bedeutungs- und Sinnvolles zum Engagement beitragen können, fühlen sich nützlich und erleben sich als selbstwirksam – eine zentrale Wirkung guter Service-Learning-Projekten.
Tipp: Ausreichend Zeit einrechnen!
Rechnen Sie genügend Zeit ein, um ein reales Bedürfnis wahrzunehmen. Oftmals ist die Suche eines guten Projektthemas anspruchsvoll, da bestimmte Faktoren nur bedingt zu beeinflussen sind (z.B. Verfügbarkeit möglicher Interview-Partner:innen). Die Anfangsphase ist mithin eine der schwierigsten Phasen im Projekt. Schüler:innen müssen auch lernen, mit Enttäuschungen umzugehen, wenn mögliche Projektthemen nicht weiter verfolgt werden.

Praxisbeispiel «Wolfssuche»
Schnitzeljagd in der Surselva
Die Schülerinnen und Schüler erkannten mit Hilfe der Detektivmethode Bedürfnisse und Herausforderungen ihres näheren Umfeldes. Die Recherchephase half ihnen, einen wichtigen Bedarf der Dorfbevölkerung wahrzunehmen: mehr Möglichkeiten für Familien- und Sportaktivitäten. Das Projektthema war gesetzt. Gemeinsam sammelten sie Ideen, wie dieser Bedarf gedeckt werden könnte. Ihre Lösung: Die Entwicklung einer Schnitzeljagd.
Projekt «Wolfssuche»
Unterlagen und Arbeitsaufgaben
Wichtig: Das Finden des Projektthemas ist nicht zu verwechseln mit dem Entwickeln der Projektidee. Oder wie unser Beispiel «Wolfssuche» zeigt: Die Recherche der Klasse ergab, dass sich die Befragten mehr Möglichkeiten für Sport- und Familienaktivitäten wünschen. Das war dann das Thema des Projekts. Daraus entwickelten die Schüler:innen die Idee der Schnitzeljagd.
Für das Finden des Projektthemas listen wir nachfolgend verschiedene Möglichkeiten, Tipps oder Hinweise auf. Um die Projektidee zu entwickeln, leisten gängige Brainstorming-Tools gute Hilfe. Im Sinne des agilen Arbeitens empfehlen wir aber, die Idee mit Design Thinking zu entwicklen. Unterlagen und Tipps finden Sie unter Projektmethoden.
Das Thema finden: Unterwegs als Gemeinde-Detektiv:innen
Wenn Sie mit Ihrer Klasse oder Schule ein Engagement-Projekt für Ihre Gemeinde oder Ihr Quartier entwickeln möchten, sollte Ihre Klasse in einem ersten Schritt abklären, ob und wo ein dringender Bedarf besteht.
Als Gemeinde-Detektiv:innen fragen die Schüler:innen in Gruppen Leute im Dorf oder im Quartier, was diesen gut gefällt, was weniger gut und was noch besser sein könnte.
Die Gruppe führt Protokoll, ordnet die Ergebnisse und schält die wichtigsten Themen heraus. In der Klasse oder Schule werden die Themen danach vorgestellt. Gemeinsam entscheiden sich die Schüler:innen für eines davon.
Wirkungsvoller Einstieg
Die sogenannte Detektivmethode ist in verschiedener Hinsicht lehrreich. Die Schüler:innen nehmen ihre Umgebung neu und anders wahr und lernen verschiedene Bedürfnisse und Einschätzungen kennen. Im Deutschunterricht schreiben sie Protokolle und fassen zusammen. Ihre Ergebnisse werten sie in der Mathematik aus und stellen sie zum Beispiel in Torten- oder Kreuzdiagrammen dar. Auf der Basis der Auswertungen erarbeiten sie das Projektthema.
Anleitung für Schüler:innen
Protokollvorlage
Hinweise für Lehrpersonen
Weitere Wege, um ein sinnvolles Thema zu finden
Thema aus einem Unterrichtsthema ableiten
Die Klasse erkennt bei der Behandlung eines Unterrichtsthemas einen Bedarf, z.B. die Biodiversität hat abgenommen.
Gezielte Interviews anstelle zufällige Befragungen
Die Klasse interviewt ausgewählte Fachpersonen wie Leitungspersonen von Institutionen, Organisationen oder Firmen, Polizeiangehörige, Sozialarbeiter:innen, Pfarreiangehörige oder Politiker:innen.
Ausschreibung von Aufträgen
Die Schule schreibt öffentlich aus, dass sie Aufträge fürs Gemeinwesen übernimmt, z.B. «200 Stunden zu verschenken» oder «Wir bauen bei Ihnen Nistkästen für Mauersegler».
«Agentur für externe Aufträge»
Eine geeignete Person aus dem Team oder einer Organisation trifft Vorabklärungen, sammelt realen Bedarf und schreibt als eine Art Agentur Aufträge für die Schule aus.
Ausgewählte Projektbeispiele
Auf dem Holzweg – und goldrichtig!
Die 9. Klasse der Sek Hitzkirch befasste sich im Unterricht mit dem Thema Holz und entwickelte daraus die Projektidee, Spielfiguren aus alten Christbäumen zu kreieren.
Giardino Verticale 2020
Die Schüler:innen der SBW Secundaria Häggenschwil fertigten während der Coronazeit Vertikal-Gärten aus Einweg-Paletten für die gartenlose Dorfbevölkerung.
Abfall-Aktionsmorgen
Die 5. Klasse aus Schliern organisierte einen Aktionstag unter dem Motto «Wir aus Schliern, wir rezykliern» zur Sensibilisierung für die Abfallproblematik.